Von Imke Kahrmann
In zahlreichen Ländern der Welt saunieren Menschen für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Im Laufe der Zeit sind teils sehr unterschiedliche Saunakulturen entstanden, die im Ländervergleich verwundern können. Um sich oder andere nicht unnötig ins Schwitzen zu bringen, sollte man sich über die örtlichen Regeln und Gepflogenheiten informieren.
Sauna und Saunieren in Russland
Die traditionelle russische Sauna heißt Banja (баня) und ist ursprünglich ein freistehendes Holzhaus, das mit einem Holzofen und Wasser auf bis zu 100 Grad beheizt wird. Typisch für das russische Saunieren sind die Birkenzweige, mit denen sich kräftig abgerieben oder gegenseitig leicht geschlagen wird. Die frischen Zweige, die zu einem Strauß zusammengebunden werden, regen die Durchblutung der Haut an und sind somit gesundheitsfördernd. Zwischen den Saunagängen steht Tee aus dem Samowar (самовар) bereit, um das Schwitzen zu unterstützen. Außerdem trägt man in der Banja traditionell einen Filzhut, um – so heißt es – den Kopf vor der Hitze zu schützen. Ansonsten wird in der russischen Sauna keinerlei Kleidung getragen.
Heute lassen sich traditionelle Banja in Russland immer seltener finden. Es gibt sie noch auf dem Land oder in den Vorstädten bei den Datschas (дача), jedoch ist das gesunde und gemeinschaftliche Saunieren in der Stadt eher abgelöst worden von den sogenannten Aqua Doms, Vergnügungsbädern, die Schwimmbad und Sauna kombinieren. Hier wird mit einem kühlen Cocktail auf den Bänken geschwitzt – ohne Filzhüte und Birkenzweige, dafür in moderner Badekleidung. Dazu gibt es nicht nur rege Unterhaltungen, sondern auch noch die neuste Popmusik bei rund 95 Grad gratis dazu.
Sauna und Saunieren in Japan
Schaut man weiter gen Osten nach Japan, so ist Ruhe und Entspannung in der Natur das höchste Ziel der Badezeremonie. In den sogenannten Sento 銭湯 können die Japaner dem stressigen Alltag entkommen und neben einer ausführlichen Körperreinigung verschiedene, sehr heiße Sitzbäder genießen. Sento sind nach Männern und Frauen getrennt. Die traditionellen kleinen Badehäuser finden sich bis heute auch in den großen Städten wie Tokyo, Kyoto und Osaka. Nachdem man sich in der Sammelumkleide entblättert hat, folgt eine ausführliche Körperreinigung unter der Dusche, die man im Sitzen vornimmt. Es stehen kleine Plastikhocker zur Verfügung sowie Duschen und Spiegel, die man meist auf einer Seite des Sento findet. Auf der anderen Seite befinden sich zahlreiche in den Boden eingelassene Wannen mit unterschiedlich temperiertem Wasser. Manche habe Badezusätze, in manchen Wannen sind leichte Stromwellen zugefügt, die belebend wirken sollen. Ein kleines Handtuch, das im Stehen vor den Lendenbereich gehalten wird, legt man sich beim Eintauchen in die Wanne auf den Kopf – seltener wird es mit ins Wasser genommen. Das Eintauchen in die Badewannen geschieht langsam und in Ruhe.
Natürlich darf auch die Sauna mit Ofen in Japan nicht fehlen. Dieser meist kleine Raum befindet sich in einer Ecke des Sento und ist meist mit einem Fernseher und einem Teller mit Kaffeepulver ausgestatten. Das Kaffeepulver dient zur Geruchsneutralisierung, der Fernseher zur Vergnügung der Besucher. Um die Ruhe nicht zu stören, läuft dieser in der Regel ohne Ton. Ist für die Erholung mehr Zeit eingeplant und die Gegend dafür geeignet, gehen Japaner gerne in ein Onsen 温泉. Die Badezeremonie verläuft ähnlich, jedoch ist das Wasser hier – idealerweise – aus einer heißen Quelle vor Ort. Onsen sind oft mit einem Hotel oder Restaurant verbunden und laden zu stundenlangem oder mehrtägigem Verweilen ein. Die Natur spielt hier eine entscheidende Rolle im Entspannungsprozess. Man sitzt in der Regel draußen unter freiem Himmel in den heißen Quellen oder genießt den verträumten Blick in einen schön angelegten Garten. Sento und Onsen stehen auch für ausländische Besucher offen, jedoch sollten vorher die lokalen Verhaltensregeln studieren. Wer beispielsweise ein Tattoo trägt, darf in Japan eigentlich keine öffentlichen Bäder besuchen. Wer sich vor dem Baden nicht angemessen reinigt, stößt auf gemeinschaftliches Unverständnis.
Grundsätzlich empfiehlt sich beim Saunieren im Ausland das wortwörtliche Schwimmen mit dem Strom. Wer sich an den mit den lokalen Sitten vertrauten Saunagästen orientiert und nicht voreilig die Saunakultur aus der eigenen Heimat einführen will, wird seltener vor großen Problemen stehen. Fragen nach dem Sauna-Knigge kosten natürlich auch nichts – so denn die Sprache im Gastland keine zu große Hürde darstellt.
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