Von ICC-Redakteur Malte Steffenhagen.
Am 12. Februar wird nach dem chinesischen Mondkalender das neue Jahr gefeiert. Obwohl die Volksrepublik die Pandemie bisher erfolgreich in Schach hält, wird das wichtigste Familienfest des Jahres diesmal ein ganz anderes werden. Was ist dieses Jahr möglich und was nicht? Und was soll das neue Jahr mit sich bringen? Ein kurzer Spoiler: es gibt einige gute Nachrichten für Chinas Jahr des Büffels.
„Wo kann sie denn bloß sein? Irgendwo muss sie doch sein! Ich kann sie irgendwie nicht finden.“ Naja, es ist ja auch schon zwölf Jahre her, dass ich die Kette bekommen habe. Ich suche eine Art Kette, die aus einem roten Band besteht und an der unten ein Jadeanhänger in Gestalt eines Büffels hängt. Vor genau zwölf Jahren habe ich ein Jahr in Peking gelebt und diese Kette geschenkt bekommen. Ich musste neulich wieder an sie denken – also die Kette – weil bald wieder das chinesische Neujahr weltweit gefeiert wird, und das nächste Jahr wird das Jahr des Büffels, das am 12. Februar beginnt und am 31. Januar des kommenden Jahres endet.
Ich bin ein Büffel und habe deswegen auch damals diese Kette geschenkt bekommen.
Gut, dass ich sie mir nicht selber gekauft habe, denn das hätte sonst zu Unglück geführt. Man sollte meinen, dass ein Jahr des Büffels gerade für Büffel gut ist, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Büffel haben theoretisch im kommenden Jahr besonders viel Pech. Es gibt aber so einiges, was man dagegen tun kann, unter anderem diese Kette mit dem roten Band und dem Büffelanhänger tragen. Oder rote Unterwäsche tragen. Man darf sie sich aber auf keinen Fall selber kaufen. Die Liste, mit welchen Mitteln man sein Pech im eigenen benmingnian 本命年 vermeiden kann, ist lang.
Jahr des Büffels 2021 – ein Familienfest in Zeiten der Pandemie
Das größte Familienfest in der chinesischen Kultur, das Frühlingsfest chunjie 春节, wird dieses Jahr ein ganz anderes. Normalerweise ist dieser Tage das ganze Land der Mitte auf den Beinen, bzw. auf den Reifen, Schienen oder Flügeln unterwegs. Alle kehren zurück in die Heimat zur Familie. Die heimischen Bräuche, die jahrtausendealten Traditionen, die Gerichte, die von Generation zu Generation weiterleben – all das wird es dieses Jahr für viele Chines:innen nicht geben. Die Devise der Regierung lautet: jiu di guo nian 就地过年, also dort ins neue Jahr übergehen, wo man sich gerade befindet. Tickets für Überlandbusse und Bahnen, die üblicherweise schon Wochen im Voraus erworben worden sind, können zurückgegeben werden.
Aufgrund der Beobachtung, dass im Ausland die Lage der Pandemie weiterhin kritisch ist, möchte man kein Risiko eingehen. Es gelten strenge Regeln für Reisen innerhalb des Landes. Wer sich über die Region hinaus bewegen darf und wer nicht, ist genau festgelegt: Lebensmitteltransporte zum Beispiel, die Kühlketten einhalten müssen, dürfen natürlich fahren. Privatpersonen sollen aber an ihrem Wohnort bleiben. Wer doch verreist, entgegen jeder Empfehlung, muss mit strikten Quarantänemaßnahmen rechnen.
In den meisten Fällen bedeutet das 14 Tage Quarantäne bei Ankunft in der Heimat, während der zwei negative Testungen erfolgt sein müssen.
Allein diese Maßnahme reicht für viele als Grund, dieses Jahr keine Strapazen auf sich zu nehmen, denn 14 Tage sind für die meisten Chinesinnen und Chinesen viel zu lang. Je nach Vertrag und Arbeitsjahren beträgt der Jahresurlaub oft nur wenige Tage. Für junge Berufstätige könnte eine solche Reise in die Heimat demnach den Jahresurlaub mehrerer Jahre bedeuten.
Regierung appelliert an den Handel
Daher hat die chinesische Regierung den Appel an den Handel gerichtet, dass nicht alles in Stillstand verfällt wie sonst. Um das Neujahrsfest herrscht eigentlich immer im ganzen Land Ausnahmezustand, ähnlich wie hierzulande an Weihnachten: alles ist geschlossen, alles steht still. Dieses Jahr soll alles offenbleiben. Vor allem der Versandhandel erwartet dieses Jahr besonders gute Tage. Man verbringt viel Zeit zu Hause und vertreibt sich die Zeit gerne mit Onlineshopping. Außerdem werden vermehrt Pakete verschickt, um die lieben Verwandten beispielsweise mit heimischen Köstlichkeiten zu versorgen. Denn die Lebensmittel in der Großstadt schmecken einfach nicht so wie die Spezialitäten aus der Heimat.
Gute Nachrichten für Chinas Jahr des Büffels
Auch wenn dieses Jahr alles anders ist: das neue Jahr kommt so oder so. Eine der wenigen Gewissheiten in dieser Zeit. Der Büffel, auf Chinesisch niu 牛, ist das zweite Tier im Zyklus der 12 chinesischen Tierkreiszeichen und löst die Ratte ab. Dann heißt es wieder „Frohes neues Jahr“, oder mit einem kleinen Augenzwinkern: „Happy niu year“.
Der Büffel verspricht in einer Zeit von vielen schlechten Nachrichten endlich mal wieder gute Nachrichten. Alles wird besser – dafür steht er. Das Jahr wird ein besonders harmonisches Jahr. Zwischenmenschliche Beziehungen stehen im Zentrum – egal ob Liebe oder Freundschaft. Mit dem Partner oder der Partnerin ist es Zeit, mal wieder romantischer zu sein. Es wird sich auszahlen.
Beruflicher Erfolg im Jahr des Büffels 2021
Um im Jahr des Büffels erfolgreich zu sein, muss man sich zwar besonders anstrengen, aber wer das schafft, wird auch besonders erfolgreich sein. 2021 wird ein Jahr von Disziplin, Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit – man man lai 慢慢来. Flexibilität ist gefragt und äußerst hilfreich. Das soll ganz sicher zu Erfolg führen.
Besonders gut wird es dieses Jahr allen Drachen gehen. Ansonsten wird es keine einschneidenden Ereignisse geben, alles in allem wird es ein ruhiges Jahr. Endlich kann man mal wieder zur Ruhe kommen, sein Leben ordnen und neu organisieren. Es bietet sich an, die Probleme vergangener Jahre anzugehen und lösen. Der Büffel bietet dafür jede Erfolgsgarantie.
Chinas Jahr des Büffels – Eigenschaften von „Büffelmenschen“
Menschen, die im Jahre eines Büffels geboren wurden, bieten auch oft Garantien. Sie gelten als fleißig und methodisch. Büffelmenschen wird nachgesagt, sie seien unabhängig, stark und manchmal auch ein bisschen eigensinnig. Dafür sind sie aber sehr zuverlässig und durchaus vernünftig. Verantwortungsbewusstsein und -bereitschaft sind unter anderem die angenehmsten Eigenschaften von Büffeln. Sie stehen mit beiden Beinen auf dem Boden und verlieren selten Bodenhaftung – eine gute Mixtur aus Positivität, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.
Ich schaue doch noch mal in meiner China-Schublade nach. Bestimmt zum dritten Mal heute. Hier fliegt so einiges an Erinnerungsstücken rum. Aber nichts, was das Pech in meinem benmingnian von mir fernhalten kann. Eigentlich bin ich ja nicht abergläubisch. Eigentlich!
Aber irgendwo bleibt immer der kleine Zweifel: „Was ist, wenn doch was dran ist? Lieber auf Nummer sicher gehen.“ Und siehe da: da ist sie, die Kette! Ganz offensichtlich liegt sie in der Schublade. Als wäre ich vorher blind gewesen. Jetzt kann ich beruhigt ins Jahr des Büffels gehen. Jetzt kann mir in Chinas Jahr des Büffels nichts mehr passieren.
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