Haben sich mit Chengdu und München zwei seelenverwandte Städte gefunden? Dieser Eindruck entstand bei der Konferenz „Immobilienmarkt Deutschland und China“, die am 25. Juni 2016 in den Münchener Highlight Towers stattfand. Noch eindringlicher waren die Erkenntnisse, dass Chinesen weiterhin großes Interesse an deutschen Immobilien haben und die Stadt Chengdu interessante Möglichkeiten für ausländische Unternehmen bietet.
Chengdu und München – Städte mit Wirtschaftskraft und Lebensqualität
Wie stark die bayrische Landeshauptstadt mit China verbunden ist, wurde schon in den Grußworten der Veranstaltung deutlich. Die Stadträtin Gabriele Neff (FDP) verwies in ihrer Begrüßung auf eigene Erfahrungen in Peking, wo sie in 2012 in Vertretung des Münchener Bürgermeisters ein Bierfest eröffnete. Sie ging sodann auf Münchens gelungene Mischung aus wirtschaftlichem Erfolg und traditionsreicher Lebensqualität ein, die sich nicht zuletzt in der regionalen Küche und dem vielfältigen Kulturangebot widerspiegeln. Stefan Geiger vom Chinaforum Bayern stellte anschließend in fließendem Chinesisch seinen Verband vor, der zahlreiche in München angesiedelte Top-Unternehmen mit gemeinsamem Chinainteresse vertritt. In seinem Keynote-Vortrag beschrieb Yin Jian 尹建, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Stadt Chengdu 成都市商务委, die ökonomische Situation und die Zukunftsperspektiven seiner Heimatstadt. Er betonte wie die Münchener Kollegin das Traditionsreichtum und die Lebenslust, die in Chengdu Hand in Hand mit einem modernen Stadtbild und einer aufstrebenden Wirtschaft gehen.
Chengdu mit Schlüsselrolle bei der Stärkung des chinesischen Westens
Yin stellte eindrucksvoll dar, dass sich die 16 Millionen Einwohner-Stadt neben den im Westen bekannteren Städten wie Peking und Shanghai längst zu einem attraktiven Standort für ausländische Unternehmen entwickelt hat. Chengdu ist ein Hightech-Produktionszentrum sowie ein wichtiger Knotenpunkt des Handels und Transports im gesamten Reich der Mitte. Das Gesamtvolumen der Wirtschaft Chengdus hat das Billion Yuan-Niveau erreicht und das BIP pro Kopf die Grenze von 10.000 US-Dollar überschritten.
Chengdus wachsender Einfluss hängt auch mit der Strategie der chinesischen Regierung zusammen, den Westen des Landes wirtschaftlich zu stärken, wie Yin im Interview betonte. Der Abteilungsleiter wies zudem auf die ausgesprochen konsumfreudige Bevölkerung Chengdus hin, durch die der Standort ausländische Marken und Unternehmen anzieht. Über 270 der 500 größten Unternehmen der Welt sind ebenso in den Stadt vertreten wie 80 Prozent der weltbekanntesten Marken.
Chinesischer Immobilienverband mit einflussreichen Mitgliedern
Helen Zhang 张萍 gab als Generalsekretärin einen Einblick in die Chengdu Association of Building Economy Promotion (CABEP) 成都市楼宇经济促进会, die den Kongress in München gemeinsam mit der Rot Gold Wirtschaftsberatung organisierte. Die Non-Profit-Einrichtung ist in China einzigartig und verbindet erfolgreiche Immobilieninvestoren, -entwickler und -institutionen, die weit über die chinesischen Landesgrenzen hinweg aktiv sind. Zu den Mitgliedsunternehmen zählen die China Resources Holdings Co., Ltd. 華潤(集團)有限公司, die in China neben dem Immobilienmarkt in vielen weiteren Wirtschaftszweigen großen Einfluss hat. Auch die Minyoun Hotels Group明宇酒店集团股份有限公司, die nicht nur in Chengdu in Top-Hotels investiert und auch führt, ist ein Mitglied. Von diesen und weiteren vier Mitgliedsunternehmen der CABEP waren führende Management-Mitarbeiter nach München mitgereist. Die Chengdu Association of Building Economy Promotion setzt wie die Stadt Chengdu selbst auf Internationalisierung und lädt Interessenten aus dem Ausland zur aktiven Mitgestaltung ein.
Fachvorträge über die deutsche Immobilienwirtschaft
Die Besonderheiten des Immobilienmarktes und des Bauwesens in Deutschland stellten geladene Experten aus ganz Deutschland vor. Der Anwalt Andreas Hinterhäuser (LHD Hinterhäuser Dreyer, Berlin) beleuchtete die Rahmenbedingungen von chinesischen Investitionen im deutschen Immobiliensektor. Eines seiner Kernthemen war die Vermeidung der Doppelbesteuerung zwischen Deutschland und China. Finanzierungs- und Immobilienfachmann Uwe Kamphoven (Kamphoven Finanzkontor, Münster) gab einen Überblick der unterschiedlichen Sektoren des deutschen Immobilienmarktes, bevor er anhand eigener Projekte und mit umfangreichem Zahlenmaterial Kosten und Rendite beim Kauf einer Immobilie in Deutschland illustrierte. Abschließend stellte Holger Seit vom Landesverband Bayerischer Bauinnungen die Struktur und Arbeit seines Verbandes vor. Er betrachtete zugleich den demografischen Einfluss auf den Wohnungsbau und die Wechselwirkungen verschiedener Akteure auf dem deutschen Immobilienmarkt.
Deutsch-chinesisches Immobilien-Networking mit Zukunft
Neben dem deutsch-chinesischen Vortragsprogramm bot die Konferenz in München vielseitige Möglichkeiten der Vernetzung. Die angeregten Gespräche zeigten, dass Deutschlands Immobilienobjekte bei chinesischen Investoren nach wie vor hoch im Kurs stehen, weil sie Stabilität und Langfristigkeit versprechen. Auch für Projektentwickler ergaben sich im Dialog interessante Erkenntnisse, beispielsweise in Bezug auf Investitionen in altersgerechtes Wohnen, das sowohl in Deutschland und China an Bedeutung zunimmt. Natürlich gibt es weitaus mehr Kooperationsmöglichkeiten, als sie an einem Tag besprochen werden könnten. Daher wurden in München bereits die nächsten Treffen mit Immobilienfokus in China und Deutschland ins Visier genommen. Stadträtin Neff wurde erwartungsgemäß nach Chengdu eingeladen, um dort im nächsten Jahr das Bierfest zu eröffnen.
Chengdu-Informationen
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