Das Fallbeispiel, das im ersten Teil des Artikels vorgestellt wurde, befasste sich mit Unterschieden zwischen Geschenken und Korruption in China. In dieser Fortsetzung wird erklärt, wie deutsche Unternehmen grundsätzlich mit Bestechung und Korruption im Reich der Mitte umgehen können. Geschenk oder Bestechung in China? Sechs Compliance-Tipps für China.
Es hat seine Gründe, dass immer mehr China Compliance-Seminare angeboten werden und deutsche Großunternehmen in China ihre Mitarbeiter besonders dafür schulen. Untersuchungen zeigen, dass Korruption, Bestechung und der Austausch von Gefälligkeiten in China – wie auch in vielen anderen Ländern – zur Tagesordnung gehören. Für Deutsche kann es jedoch besonders schwierig sein, zwischen dem Erlaubten, dem Verbotenen und den Grauzonen zu unterscheiden. Folgende Empfehlungen sollten in jedem Fall berücksichtigt werden.
6 Tipps für den Umgang mit Bestechung in China
1. Über die Gesetzeslage informieren
Ganz oben auf der Liste muss der Hinweis stehen, dass es in China durchaus klare Gesetze darüber gibt, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. In den letzten Jahren ist die Sensibilität in Bezug auf Korruption deutlich angestiegen. Gesetze werden zunehmend ernst genommen, was jedoch je nach der Region im Land und der Internationalität des jeweiligen Unternehmens variieren kann. Ausländische Akteure sollten sich am besten schon vor Markteintritt umfassend über die Rechtslage informieren, um im Land nicht die Orientierung zu verlieren.
2. Kultur und Gesetze trennen: Guanxi ist nicht Korruption
Häufig wird behauptet, dass in China Bestechung und Korruption durch die komplexen Beziehungsnetzwerke, im Chinesischen guanxi 关系 genannt, enstünden oder zumindest befördert würden. Es soll hier nicht ausgeschlossen werden, dass guanxi mitunter zu Rechtsverstößen führen können. Guanxi an sich können jedoch auch schlichtweg ein langjähriges Vertrauensverhältnis zwischen guten Partnern oder Freunden bedeuten, die sich gegenseitig niemals in rechtliche Schwierigkeiten bringen würden. Gute guanxi sind in diesem Fall sogar das Gegenteil von Kriminalität.
3. Anpassung mit Vorsicht
Hat man sich umfassend darüber informiert, was legal ist und was nicht, darf man im erlaubten Rahmen gewissen Spielregeln des Reichs der Mitte folgen. Hierzu kann es gehören, Vermittler zu beauftragen, die Kontakte herstellen, die ansonsten nicht erreichbar wären. Auch ist es üblich, dass man für bestimmte Amtsgänge Dienstleister einsetzt, die mit der jeweiligen Formalie und Behörde vertraut sind. Hier ist jedoch darauf zu achten und zu betonen, dass es auch wirklich bei den legalen Diensten bleibt.
4. Vertrauen ist gut…
Kontrolle ist in vielen Fällen dennoch notwendig. Gerade beim Einkauf in China ist es wichtig, genau zu prüfen und bestätigen zu lassen, wie die Produktionsverhältnisse sind, wer Zulieferer ist, wer welche Befugnisse hat, wie der Datenschutz geregelt ist etc. Hierfür sind Verträge, die in China keineswegs wertlos sind, wie auch regelmäßige Kontrollen vor Ort unverzichtbar. Das gilt unter anderem für die eben erwähnten Dienstleister.
5. Mut zum Vorbild
Ob man in China Gefahr läuft, sich auf dubiose Geschäfte einzulassen, hängt natürlich auch mit der eigenen Verhandlungsposition zusammen. Wer als deutscher Global Player ein Top-Produkt im Angebot hat, kann es sich mitunter eher leisten, nicht mit schlechten Kompromissen für gute Geschäfte zahlen zu müssen. Einige deutsche Großunternehmen gehen sogar mit besonderer Strenge in den eigenen Reihen vor, was ihnen großen Respekt im Reich der Mitte verschafft hat. Kleinere Unternehmen haben es hier teilweise schwerer, nicht mit dem Strom der Bestechung zu schwimmen. Jedoch ist auch ihnen zu raten, nicht für den kurzfristigen Erfolg illegale Schritte zu gehen. Denn in China laufen die Geschäfte vor allem dann gut, wenn sie langfristig mit guten Partnern aufgebaut werden.
6. Bestechung in China? Gut beraten lassen
Wer sich in China (noch) nicht gut auskennt, sollte sich beraten lassen. Das gilt für das interkulturelle Miteinander wie auch für die rechtlichen Rahmenbedingungen. Wie, wann und welche Bereiche genau zu prüfen sind, wissen die Experten des Risikomanagements am besten. Wenn Sie Interesse an einer interkulturellen Schulung zu guanxi in China haben, nehmen Sie gerne direkt Kontakt mit uns auf. Für eine professionelle China Compliance-Beratung empfehlen wir Experten wie Wolfgang Haselberger.
U. Brahmsmeier meint
Mein Kompliment an die Autoren: Ein sehr guter Artikel zum Einstieg – und ich bin (seit 22 Jahren) vom Fach… Gruß, U.B.
Shanghai Laowai meint
Danke, ich kann diese guanxi-Mystifiziereung nicht mehr aussstehen, mit der sich Spiegel Manager Magazin und Co Leser holen wollen. Das sind Beziehungen wie in jedem Land auch – nur ni China noch mit etwas anderem rechtlichen Umsetzungsrahmen.